Open Access: Treibende Kraft hinter der FTTx-Entwicklung
Die gemeinsame Nutzung von Infrastruktur ist so allgegenwärtig, dass sie praktisch gar nicht mehr auffällt. Stromerzeuger teilen sich das Stromnetz und Gaserzeuger die Gaspipelines. Auf ähnliche Weise fördert Open Access im Breitbandsektor die gemeinsame Nutzung der Access-Infrastruktur von Netzen.
Was all diese Sharing-Modelle gemeinsam haben, ist die Förderung des Wettbewerbs, die Senkung von Kosten und die Verbesserung der Servicequalität. Mit Open Access können sich Verbraucher ihren Serviceprovider aussuchen und die Wahl kann dabei aus ganz unterschiedlichen Gründen erfolgen. Auch ein Providerwechsel ist auf Wunsch jederzeit möglich. Bei der Neuerrichtung von Infrastruktur sorgt Open Access für die Selbstregulierung des Infrastrukturausbaus, da ein Unterausbau wie auch ein Überausbau durch die geschäftlichen Interessen der verschiedenen Stakeholder minimiert wird.
Bei Ciena sind wir davon überzeugt, dass sich die strategische Abkehr von traditionellen Open-Access-Modellen unmittelbar wie auch langfristig geschäftlich stark auswirken kann. Die Entwicklung hin zu einem neu gedachten Open-Access-Konzept beginnt jetzt. Für den Erfolg sind ein entsprechendes Framework und geeignete Tools von zentraler Bedeutung. Erkunden Sie gemeinsam mit uns anhand dieses Artikels die wesentlichen Elemente.
Open Access – Was ist das?
Um das Open-Access-Konzept zu verstehen, muss man zunächst einmal sein Gegenstück, das geschlossene Netz, betrachten. Ein solches Netz gehört vollständig einem einzigen Betreiber und erstreckt sich vom Teilnehmer bis zum Core. Bei einem Open-Access-Netz hingegen ist der Access-Layer vom Core getrennt, sodass sich mehrere Betreiber das Access-Netz teilen können. Daher auch der Name Open Access. Dieses Konzept basiert auf mehreren Faktoren und zielt hauptsächlich darauf ab, die Effizienz durch Synergien zwischen den Betreibern zu steigern.
Abbildung 1: Open-Access-Konzept
Welche Rolle spielen die Betreiber beim Open-Access-Konzept?
Im Open-Access-Kontext spielen die Betreiber unterschiedliche Rollen. Im Wesentlichen gibt es drei Rollen: der eigenständige Betreiber (der sich gegen das Open-Access-Konzept entscheidet), der neutrale Wholesale-Open-Access-Betreiber und der Betreiber, der Open Access erwirbt. In der Realität ist das Szenario ein wenig komplexer und umfasst unterschiedliche Kombinationen dieser drei grundlegenden Archetypen.
Abbildung 2: Rolle der Betreiber beim Open-Access-Konzept
Open Access und die FTTH-Entwicklung
Die Anwendung des Open-Access-Modells in der Praxis kann sich von Land zu Land stark unterscheiden. Häufig hängt sie von der Entwicklung des übergeordneten FTTH-Prozesses ab (FTTH = Fibre to the Home). Basierend auf dem FTTH-Deployment können Länder in zwei Kategorien eingeteilt werden. Die eine Gruppe investiert nach wie vor stark in den Footprint ihrer Netze und konzentriert sich auf die Erhöhung der Anzahl der angeschlossenen Haushalte. Die Akzeptanz seitens der Kunden lässt allerdings zu wünschen übrig. Die zweite Gruppe verfügt in der Regel über eine Abdeckung von über 70 % und verzeichnet starke Zuwächse, was auf eine größere Kundenakzeptanz hinweist.
Abbildung 3: FTTH-Entwicklung und Open Access
Die Bedeutung von Open Access
Open Access ist für beide im Diagramm dargestellten Szenarien von zentraler Bedeutung. Das Konzept fördert eine schnelle Ausweitung der Abdeckung, indem es einen Überausbau verhindert und gleichzeitig den Glasfaserausbau unterstützt. Das gilt besonders für unterversorgte oder überhaupt nicht versorgte Gebiete (für die es häufig Fördergelder gibt). Darüber hinaus erhalten die Teilnehmer durch Open Access Zugang zu einer größeren Auswahl von Serviceprovidern. Dadurch erhöht sich die Bereitschaft zur Nutzung von Fibre to the [Endpunkt] (FTTx)-Services.
Bausteine für ein erfolgreiches Open-Access-Deployment
Ein strukturierter Open-Access-Ansatz kann durch ein definiertes Framework unterstützt werden. Open Access kann in drei wesentliche Domänen unterteilt werden: die Netzdomäne, die Servicedomäne und die Prozessdomäne. Jeder dieser Bausteine umfasst eigene Herausforderungen, Möglichkeiten und unterschiedliche potenzielle Strategien.
Abbildung 4: Vorgeschlagenes Open-Access-Framework
Die Netzdomäne: Serviceabdeckung und Verbindungsmodell
Die Netzdomäne umfasst zwei Funktionen: die Serviceabdeckung und das Verbindungsmodell. Ein intelligentes Verbindungsmodell ist für das Open-Access-Konzept von zentraler Bedeutung und erfordert umfassende Verbindungsoptionen, um unterschiedlichen Interessenten gerecht zu werden.
Abbildung 5: Die Netzdomäne
Die Servicedomäne: Flexibilität und Vielfalt
Ein flexibles Servicemodell ist ebenfalls sehr wichtig. Wholesaler zeichnen sich durch ein vielfältiges Angebot aus, das flexible Datenratenabstufungen, eine breite Palette kompatibler Endgeräte und Standardfunktionen wie Multicast und Bitstream-L2/L3-Unterstützung umfasst.
Abbildung 6: Die Servicedomäne
Die Prozessdomäne: Geschäftsprozesse und digitale Plattformen
Im Bereich der Geschäftsprozesse gibt es derzeit Ad-hoc- oder Standard-APIs, deren Implementierung für die meisten Beteiligten recht komplex ist. Durch verschiedene API-Versionen erhöht sich diese Komplexität weiter. Digitale Plattformen spielen hier eine wichtige Rolle, denn sie agieren in den unterschiedlichen Phasen der Entwicklung von elektronischen Schnittstellen als Mediatoren oder Vermittler zwischen den Beteiligten
Abbildung 7: Die Prozessdomäne
Das neue Ökosystem: Open-Source-Projekte und Cloud-Plattformen
Es entsteht ein völlig neues Ökosystem, das die Entwickler-Community durch Open-Source-Projekte zur Beteiligung anregt und entwicklerfreundliche APIs bereitstellt. Je mehr Entwickler sich beteiligen, umso beliebter werden diese APIs, was auch den Cloud-Providern nicht verborgen bleibt, die sie in nativer Form in ihre Cloud-Plattform-Serviceportfolios aufnehmen
Abbildung 8: Neue Geschäftsprozesse
Wichtige treibende Kräfte aus Verkäufer- und Käufersicht
Aus Verkäufer- und Käufersicht hängen die wichtigsten treibenden Kräfte eng mit drei wesentlichen Komponenten zusammen: einer mit zahlreichen Merkmalen ausgestatteten Northbound-API für die Automatisierung zwischen dem OSS- und BSS-Layer, einem umfassenden Multi-Domain-Orchestrator für die Koordination der Geschäftsprozesse und die sichere Integration in externe Plattformen und einer robusten Inventory-Plattform für die sichere, effiziente und umfassende Integration.
Abbildung 9: Treibende Kräfte hinter neuen Geschäftsprozessmodellen
Wesentliche Punkte eines disruptiven Open-Access-Ansatzes
Für den Open-Access-Bereich ist ein ganzheitlicher Ansatz von essenzieller Bedeutung. Eine Open-Access-Architektur kann für die Differenzierung im Wettbewerb entscheidend sein. Wichtig ist die Abstimmung zwischen den Geschäfts- und Open-Access-Strategien. Jede einzelne Funktion bietet Gelegenheit zur Differenzierung am Markt. Für die Umsetzung einer Open-Access-Initiative in messbare Geschäftsergebnisse ist eine genaue ROI-Analyse von großer Bedeutung.
Open Access kann die Netzeffizienz deutlich steigern und gleichzeitig eine schnellere Ausweitung der Abdeckung fördern. Wenn bei den Betreibern Klarheit über die wesentlichen Elemente, Rollen und Strategien im Zusammenhang mit Open Access herrscht, können sie sich in diesem komplexen Umfeld besser zurechtfinden und fundierte, optimal auf ihre Geschäftsstrategien abgestimmte Entscheidungen treffen.